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Kurz notiert: Der entpolitisierte Journalismus der Bridget Jones (2001)

Die Blogosphäre in Weihnachtsstimmung – da machen wir keine Ausnahme. Allerdings sind besinnliche Journalistenfilme vergleichsweise selten.         

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Bridget Jones Journalismus

Die Blogosphäre in Weihnachtsstimmung – da machen wir keine Ausnahme. Allerdings sind besinnliche Journalistenfilme vergleichsweise selten.                                

Ich dachte schon, ich stünde ohne Festtagspost da, bis ich über Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück gestolpert bin. Dort zieht die titelgebende Mittdreißigerin ausgerechnet zu den Festtagen eine Lebensbilanz. Besondere Umstände lassen sie in den TV-Journalismus flüchten.

Von Patrick Torma. Bildmaterial: Universal Pictures.

Zur Person: Bridget Jones (Renée Zellweger) ist über 30 und frustriert – beste Voraussetzungen für eine Journalistenfigur. Nachdem sie ihren Lover Daniel Cleaver (Hugh Grant) bei einem Techtelmechtel mit einer Fremden erwischt, tauscht sie ihren scheinbar sicheren Verlagsjob gegen eine Anstellung als Fernsehjournalistin ein. Wie verzweifelt muss man sein?

Kauziger Blick auf den Journalismus

Funktion: Bridget Jones ist die Projektionsfläche für jederfrau. Probleme im Job, in der Beziehung(sfindung) oder innerhalb der Familie – irgendwas ist immer. Das Leben ist nicht perfekt. Macht aber nichts. Ein bisschen Happyend ist für jeden da. Das sagt zumindest die Journalistin Jones. Wobei: Ihre spätere Anstellung als Fernsehreporterin ist für den Aufbau der Figur irrelevant, sie unterstreicht lediglich ihren unsteten Charakter: Als Journalistin weiß sie nie, was sie erwartet. Eine harmlose Lokalreportage macht Bridget zur unfreiwillig komischen Berühmtheit. Andersherum verhilft ihr eine Nachlässigkeit („muss kurz Kippen kaufen“) während ihrer Berichterstattung über einen landesweit beachteten Menschenrechtsskandal zu einem Exklusivinterview. Insgesamt ist der Blick auf den Journalismus ein kauziger: Lokal verwurzelt, menschlich, etwas anachronistisch (und latent chauvinistisch).

Szenenbild aus dem Film Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück: Die Journalistin Bridget Jones zieht eine persönliche Lebensbilanz.

Bridget Jones ist eine Stadtneurotikerin der 1990er und frühen 2000er Jahre. Mit Carrie Bradshaw, Ally McBeal und Co. war sie in bester Gesellschaft.

Trivia: Die Buchvorlage stammt aus der Feder der britischen Autorin Helen Fielding. Bevor sie ihren Durchbruch als Schriftstellerin feierte, arbeitete sie als Reporterin unter anderem für die BBC, Dokumentarfilmproduzentin und Zeitungskolumnistin. Die Frau weiß also, wovon sie schreibt.

Bridget Jones – eine Selbstbetroffenheitsjournalistin

Nachhaltigkeit: Bridget Jones war und ist eine popkulturelle Ikone der 1990er und frühen 2000er Jahre. Eine neurotische Singlefrau in einer Großstadt – allein- und damit zwangsläufig auf eigenen Beinen stehend, dramaturgisch zwischen Zeitgeist und Klischee balancierend. Ihr Journalismus ist unpolitisch: Selbst im Interview mit den Betroffenen eines Menschenrechtsskandals interessiert sie sich für das – vermeintlich – Zwischenmenschliche. Vermeintlich deshalb, weil es ihr vordergründig um einen Abgleich mit ihrer eigenen Lebenssituation geht. Damit ist sie der Carrie Bradshaw aus der US-Serie Sex and the City nicht unähnlich: Deren Sexkolumne über das Paarungsverhalten der New Yorker Yuppie-Gesellschaft entpuppt sich als eine sechs Staffeln andauernde, egozentrische Selbstreflexion. „Eigenvermarktung ist alles“, mag der Autor von heute dazwischenrufen. Ganz so schlimm kommt das Tagebuch von damals nicht weg. Wahrscheinlich, weil alles nach 97 schmerzlosen Minuten vorüber ist. Abzüglich Fortsetzungen. 

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3.0
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