journalistenfilme.de – der Podcast #41: Journalistinnen im Film

Wie steht’s eigentlich um das Bild von Journalistinnen im Film? In journalistenfilme.de – der Podcast bemühen wir uns um einen Status Quo.

Text & Moderation: Patrick Torma

In jüngerer Vergangenheit jedenfalls war es um die Darstellung von Reporterinnen im Film und Fernsehen nicht sonderlich gut bestellt. Weswegen Autorinnen wie Samira El Ouassil und Theresa Hein das Wort ergriffen, um den Kolleginnen ihrer Zunft, sowohl im Fiktiven als auch in der Realität, zur Seite zu springen. Und in aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen: Ob Kino oder Streaming – da war auch jede Menge sexistischer Bullshit dabei. 

Mir persönlich fielen die problematischen Darstellungen von Journalistinnen um 2015 ins Auge. Zu dieser Zeit rief ich diesen Blog ins Leben und schrieb fleißig meine ersten Filmbesprechungen mit journalistischem Schwerpunkt. Die Reporterinnen, denen ich damals begegnete, waren bestenfalls unbeholfene Heldinnen wie Kim Baker (Tina Fey) in Whiskey Tango Foxtrot oder gut gemeinte, jedoch schablonenhafte Sidekicks wie Maddy Bowen (Jennifer Connelly) in Blood Diamond.

Ein fragwürdiges Frauen- und Journalistinnenbild

Viel häufiger waren sie – frau verzeihe mir im Folgenden bitte die abwertenden Begriffe – „stutenbissige“ Karrieristinnen wie Bitsy Bloom (Kate Winslet) in Das Leben des David Gale oder schamlose Opportunistinnen wie Ida Horowicz (Marisa Tomei) in The Ides of March. Schlimmer noch: Nicht selten hängten ihnen die Drehbuchautoren etwas „Hurenhaftes“ an. Frauen, die für eine gute Story bis zum Äußersten gehen und anschließend moralisch abgestraft werden, findet man beispielsweise in Nightcrawler, Thank You For Smoking oder in der hochgelobten US-Serie House of Cards.

Kurz: Viel zu oft ließ mich das tradierte Journalistinnen-Bild ratlos zurück. Irrigerweise erschien es mir in meinen Besprechungen eine Zeitlang erwähnenswert, wenn eine Film-Reporterin ihre Hüllen zur Abwechslung mal anbehalten durfte.

Die Welt hat sich seitdem ein bisschen weitergedreht. Von einer Kehrtwende, kann zwar keine Rede sein, bedenkt man, dass Frauen noch immer, auch hierzulande, viel zu oft geschlagen, belästigt und unter Druck gesetzt werden. Allerdings haben Bewegungen wie #MeToo verkrustete Sichtweisen und Strukturen ins Wanken gebracht. Wie mit Frauen umgegangen wird, darüber wird immerhin in der Öffentlichkeit geredet. Hollywood, das ein Epizentrum der Debatte war, setzt – vordergründig – auf Diversität. Diese Entwicklung lässt sich auch im Genre der Journalistenfilme nachvollziehen, das in den vergangenen Jahrgängen weiblicher geworden ist.

Der Fall Richard Jewell & She Said als aktuelle Beispiel

An welchem Punkt des Genre derzeit tatsächlich steht, welchen Weg es einschlägt, das versuchen wir in einer neuen Episode von journalistenfilme.de – der Podcast zu erfassen. Wir – das sind: Meine Gesprächspartnerin Dobrila Kontić, Journalistin und Filmkritikerin, bekannt für ihre ausgezeichnete Rezensionsreihe auf fachjournalist.de und meine Wenigkeit.

Hierfür schauen wir exemplarisch auf zwei aktuelle(re) Beispiele. Der Fall Richard Jewell (2019) und She Said (2022) basieren auf echten Begebenheiten und sorgten, unter unterschiedlichen Vorzeichen, für besondere Aufmerksamkeit. Während Clint Eastwoods Spielfilm für den posthumen Rufmord an einer Journalistin kritisiert wurde, wurde She Said als weibliches Gegenstück von Alan J. Pakulas Der Unbestechlichen gefeiert. Zu Recht? Das besprechen wir ausführlich. Außerdem überlegen wir uns: Wohin sollte sich die Darstellung von Reporterinnen entwickeln, auch oder gerade in dramaturgischer Hinsicht? Was schon jetzt vorhandene Vorbilder betrifft, kommen wir zu einer durchaus überraschenden Wahl …

Timecodes:

00:00:00 – Intro und Begrüßung
00:03:54 – Erste Gedanken zum Journalistinnenbild im Kino
00:07:25 – Gibt es einen “Sündenfall”, der besondere Awareness in uns erzeugt hat?
00:14:14 – So ticken Journalistinnen im Film: Wiederkehrende Typinnen.
00:25:01 – Die ganz miesen Jahre sind vorbei? Und dann kam Der Fall Richard Jewell …
00:59:24 – Der Best Case – oder etwa nicht? She Said
01:39:09 – Was wir uns für die Zukunft wünschen – und “unser” überraschendes Vorbild.

Welche Journalistinnenfilme könnt Ihr empfehlen?

Disclaimer I: Der Podcast ist eingebettet in ein kleines Special zum Thema Journalistinnen im Film. Dazu gehört ein historischer Abriss, der vor allem eines aufzeigt: Das skizzierte Bild  war nicht immer derart trübe. Außerdem wird es künftig noch eine Empfehlungsliste geben. Diese befindet sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt im „Work-In-Progress“. Auch, weil wir Eure Tipps mit einfließen lassen wollen.

Daher der Aufruf: Welche Filme über oder mit Journalistinnen könnt und möchtet Ihr vorbehaltlos empfehlen? Welcher Film fällt durch eine bemerkenswert achtsame, realistische oder „starke“ Figurenzeichnung auf? Schreibt’s uns  – gerne in die Kommentare oder per Mail an patrick@journalistenfilme.de.

Disclaimer II: Dass die neue Folge mal wieder so lange gebraucht hat, möchte ich gar nicht verschweigen. Zumal wir den sommerlichen Aufnahmetermin eins ums andere Mal im Gespräch erwähnen. Aber: Die Funkstille ließ sich leider nicht umgehen. Und auch für 2024 plane ich eher sporadisch als regelmäßig. Aber, keine Bange: Mit einem Abo auf den gängigen Podcast-Plattformen verpasst Ihr keine Folge.

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