Edward R. Murrows Dekonstruktion von McCarthys Machenschaften im CBS gilt in den USA als Sternstunde eines anwaltschaftlichen Journalismus.
Edward R. Murrows Dekonstruktion von McCarthys Machenschaften im CBS gilt in den USA als Sternstunde eines anwaltschaftlichen Journalismus.
Dabei verteidigte Edward Murrow nichts weniger als die Freiheit der US-amerikanischen Bürgerinnen und Bürger. Michael und Patrick erweisen ihm die Ehre – in einer Podcast-Folge zu George Clooneys Good Night, and Good Luck.
Text & Moderation: Patrick Torma. Bildmaterial: Arthaus.
Der Filmtitel bezieht sich auf Edward R. Murrows Abschiedsgruß. Der Journalist und CBS-Moderator entließ seine Zuschauer mit einem stoischen Good Night, and Good Luck in den Abend, wobei er, je nach Nachrichtenlage, ganz schön verbittert klingen konnte. Angesichts des politischen Klimas zu Beginn der 1950er-Jahre hatte Edward Murrow (grandios gespielt von David Strathairn) allerdings allen Grund, verbittert zu klingen. Die Politik hatte die Furcht vor dem Kommunismus ausgenutzt, um demokratische Grundrechte auszuhöhlen und unliebsame Kritiker mundtot zu machen. Das Denunziantentum grassierte in den USA. Ein republikanischer Senator aus Wisconsin tat sich bei dieser Hexenjagd derart hervor, dass gleich die gesamte Ära nach ihm benannt wurde: Joseph McCarthy.
David Strathairn überzeugt, Joseph McCarty eher weniger
Dieser McCarthy ist „Star“ und Gegenspieler in Good Night, and Good Luck. „Star“ deshalb, weil Teile des Testpublikums nicht erkannten, dass es sich um den echten McCarthy handelte, der mithilfe von Originalaufnahmen wiedererweckt worden war. „Viel zu theatralisch“, urteilten die Nicht-Kenner über das Schauspiel, das keines war. Rückblickend eine lustige Anekdote. Regisseur George Clooney dürfte es die traurige Gewissheit gebracht haben, wie stark die Erinnerungen an die McCarthy-Ära verblasst waren. Dabei sollte Good Night, and Good Luck nicht nur Lehrstunde, sondern auch ein Fingerzeig in die Gegenwart sein: 50 Jahre später, nach den Ereignissen des 11. September, war im Zuge der Terrorismusbekämpfung der Patriot Act erlassen worden, ein Gesetzespaket, welches Bürgerrechte in nicht unerheblichem Maße einschränkte.
Braucht es Meinungsvorbilder wie Edward R. Murrow?
So viel zum Kontext einer sehr amerikanischen Geschichte, deren Botschaft aber überall auf der Welt Anklang finden kann: Der Film ist eine Warnung davor, was passiert, wenn sich Medien unter dem Eindruck eines untertänigen Nationalgefühls wegducken, und ein Plädoyer für einen meinungsstarken, anwaltschaftlichen Journalismus. Manche Werte, so die Quintessenz des Films, sind zu wertvoll, um darauf zu bauen, dass Menschen irgendwann – nach Abwägung aller Argumente – von alleine zu einem moralisch richtigen Schluss kommen. Manchmal braucht es Meinungsvorbilder, die aufzeigen, was eigentlich auf dem Spiel steht. Eine Debatte, die man auch heute noch, im Jahre 2020, leidenschaftlich führen kann.
In den 90 Minuten von Good Luck, and Good Night stecken wahnsinnig viele Aspekte, über die es sich lohnt zu reden. Umso mehr freue ich mich, dass ich mit Michael Braun – Serien-Fans kennen ihn sicher vom lesens- wie hörenswerten Serienblog serieslyAWESOME – den idealen Sparringspartner für eine Zeitreise zurück in die verquarzten Redaktionsräume der 1950er-Jahre gefunden habe. Mit welchen (filmischen) Mitteln Edward Murrow Senator McCarty beikommt, wo die Dramaturgie von den wahren Begebenheiten abweicht, warum Papa Clooney stolz sein kann – darüber, und über weit mehr, sprechen wir in einer neuen Podcast-Episode. Aber hört selbst. Wir wünschen Euch viel Freude dabei!
Good Night, and Good Luck – mit Michael von serieslyAWESOME
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Danke an Michael, der für diesen Podcast knietief in die Biographie von Edward R. Murrows und den komplexen Hintergrund von Good Night, and Good Luck eingestiegen ist. Seine Beiträge für serieslyAWESOME findet ihr hier.
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Journalistenfilme to go: Die Podcasts „der Anderen“ zum Thema
COMMENTS
[…] George Clooneys Film bietet aber noch viel mehr Geschichten drumherum – jede Figur in dem Film spielt eine besondere Rolle, der Film gewährt uns einen tiefen Einblick in die Funktionsweise und die Rolle des Journalismus zu jener Zeit, und George Clooney selbst hat eine besondere Beziehung zum Journalismus. Über all das spreche ich mit Patrick in der Podcastfolge – die dann übrigens doch fast genauso lang geworden ist, wie der Film selbst. Reinhören kann man hier. […]
[…] waren wir schon zwei Mal zu Gast. Ich habe mit ihm die Filme „Bruce Allmächtig“ und „Good Night, and Good Luck“ besprochen. Und Patrick war auch schon bei unserem Podcast „Gefaltetes N“ zu Gast, als […]