Edgar Allen Poe ist in Wettlaune: In Dracula im Schloss des Schreckens soll der Reporter Alan Foster eine Nacht mit Vampiren verbringen.
Edgar Allen Poe ist in Wettlaune: In Dracula im Schloss des Schreckens soll der Reporter Alan Foster eine Nacht mit Vampiren verbringen.
Dracula im Schloss des Schreckens (Nella stretta morsa del ragno)
Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Magic Movie (Tonpool).
Dracula im Schloss des Schreckens ist ein mehrfacher Etikettenschwindel. Das fängt beim Titel an: Der Fürst der Karpaten spielt im Film nämlich keine Geige. Auch die angeblich zugrunde liegende Edgar Allen Poe-Story The Night of the Living Dead gibt es nicht. Nicht gelogen ist immerhin der Auftritt von Klaus Kinski. Zur Wahrheit gehört aber, dass sich das Wirken des Stars auf 12 Minuten Overacting in der erzählerischen Klammer beschränkt. Und zu allem Überfluss – aus Sicht dieses Blogs – fällt auch die Journalisten-Nummer reichlich sparsam aus.
Die Ausgangslage: Trunkenbold Poe deliriert in einer viktorianischen Pinte. Sind seine Erzählungen das Ergebnis seiner wahnhaften Fantasie oder stecken echte Erlebnisse dahinter? Wir kennen die Antwort bereits aus der Intro-Sequenz: Dort haben wir Kinski in Gestalt des Schauerliteraten erwischt, wie er durch eine modrige Gruft torkelt. Der Journalist Alan Foster (Anthony Franciosa, Tenebrae) erdreistet sich, Poe beim Monologisieren zu unterbrechen: Er sei wegen des versprochenen Interviews hier. Der Schriftsteller geht über das journalistische Gesuch zunächst hinweg, tut so, als wüsste er von nichts. Sein One-Man-Stammtisch ist bei der elementaren Frage „Gibt es Leben nach dem Tod?“ angekommen.
Hahn im Korb – oder: Ein Reporter unter Vampir-Ladys
Foster spielt das Spielchen mit. Doch als Skeptiker vom Dienst kann er nicht anders, als der Existenz von Gespenstern zu widersprechen. Kinskis Gesichtsbarometer zeigt saftige Maulschellen an, doch bevor der mit dem Austeilen beginnen kann, schlägt Poe eine Wette vor. 100 Pfund Sterling winken für eine Nacht auf Schloss Blackwood. Bedingung: Foster muss überleben. Der Reporter zögert. Allerdings nicht, weil ihn der Gedanke an einem geisterhaften Tod erschaudern ließe. Foster kann sich den Einsatz schlichtweg nicht leisten. Für niederschwellige 10 Pfund aber geht die Wette klar.
Nicht die Aussicht auf eine gute Geschichte. Sondern der schnöde Mammon treibt den Reporter ins Spukanwesen. Merke: Offensichtlich herrschten schon im 19. Jahrhundert prekäre Arbeitsbedingungen im Journalismus. Einem wie Foster würde man aber auch heutzutage nicht sonderlich viel zahlen wollen. Dass ihm auf Schloss Blackwood die Damen des Hauses um den Hals fallen und dabei verräterische Andeutungen machen, kommt ihm überhaupt nicht komisch vor.
Dracula im Schloss des Schreckens ist eine blutleere Vorstellung
Natürlich könnte man Foster zur Seite springen und auf übernatürliche Kräfte verweisen, über die verführerische Vampir-Ladys nun mal verfügen. Man könnte Foster aber auch für einen Stelzbock halten, angesichts schmieriger Dialogzeilen wie „Lassen Sie mich in ihren Augen lesen, da steht mehr drin als in sieben Büchern“. Bis sich der Reporter endlich den Geifer aus den Mundwinkeln putzt und die Wish-Variante eines Van Helsing gibt, vergehen geschlagene 40 Minuten auf der Uhr. Und selbst danach ist dieses Schauspiel so trostlos, dass ich jederzeit den staubtrockenen Quellenlektürekurs von damals zum Thema Vampirismus an meiner Uni vorziehen würde.
Kein Wunder, dass der Streifen von Regisseur Antonio Margheriti, der hier ein Remake seines eigenen Films Danza Macabra hinlegte, auf jeden noch so dreisten Marketing-Kniff angewiesen war. Dabei verbirgt sich hinter Dracula im Schloss des Schreckens bloß Gothic Grusel der lahmarschigen Sorte. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
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