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Das Bild von Journalistinnen in der Geschichte des Kinos

Es war schon mal besser, das Image von Reporterinnen im Film. Wann das der Fall war, wie sich dieses Bild wandelte - ein Überblick:

journalistenfilme.de – der Podcast #41: Journalistinnen im Film
Kurz(-film) notiert: Weathering (2023)
Loretta McLaughlin und der Boston Strangler (2023)

Es war schon mal besser, das Image von Reporterinnen im Film. Wann das der Fall war, wie sich dieses Bild wandelte – ein Überblick:

Text: Patrick Torma

Das Klischee der berechnenden Reporterin, die für eine gute Geschichte bereitwillig in fremde Betten springt, um Insiderinformationen zu erhalten, ist nur schwer aus der Mottenkiste einfallsloser Figurenzeichnung zu verbannen. Selbst in Zeiten, in denen Hollywood wieder verstärkt auf Protagonistinnen setzt und Filme über den Journalismus immer öfter eine weibliche Perspektive einnehmen. Ein besonders infames Negativbeispiel aus jüngerer Vergangenheit ist Clint Eastwoods Der Fall Richard Jewell. Da stellt sich die Frage: Wie konnte es so weit kommen?

Disclaimer: In der aktuellen Folge von journalistenfilme.de – der Podcast blicke ich mit Dobrila Kontić auf das aktuelle Bild von Journalistinnen im Kino. Die filmhistorische Entwicklung haben wir bewusst ausgeklammert, um nicht zu weit auszuholen. Diese holen wir mit diesem kleinen Abriss nach.

Die Frühphase des Kino ist die Domäne der Sob sisters

Es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der Reporterinnen beliebte Heldinnen waren. Nur liegt sie so weit zurück, dass es niemanden mehr gibt, der aus erster Hand berichten könnte. Wir befinden uns nämlich in der Frühphase des Kinos: Während der Journalismus in der echten Welt, wenig überraschend, eine Männerdomäne ist, entdeckt Hollywood das Potenzial der Sob sisters.

Der Begriff bezeichnet einen Typus von Zeitungsjournalistinnen, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA „trendet“: Frauen, die emotionale, ja gefühlsduselige Storys covern, über die männliche Kollegen nur die Nase rümpfen. Dieses Themenumfeld ist eine Nische, die es diesen Journalistinnen ermöglicht, eine Stammleserschaft und somit ein publizistisches Standing aufbauen.

Nellie Bly, hier porträtiert von Caroline Barry in der grottigen Verfilmung ihrer aufsehenerregenden Undercover-Reportage “Ten Days in a Madhouse”, gilt als journalistische Pionierin. Bild: Lighthouse Home Entertainment.

Die Yellow Press als Sprungbrett für Journalistinnen

Als erste Sob sisters gelten die Reporterinnen Winifred Black, Dorothy Dix, Nixola Greeley-Smith und Ada Patterson. Sie berichten über den Gerichtsfall Thaw, der als „Verhandlung des Jahrhunderts“ betitelt wird. Einzelheiten lassen sich in der Wikipedia nachschlagen; es reicht, die „Zutatenliste“ dieses Verbrechens zu überfliegen, um das Geschmäckle der Berichterstattung zu erahnen: Um die Vergewaltigung seiner Frau, ihres Zeichens ein attraktives Showgirl, zu rächen, schießt ein Millionenerbe einem Nebenbuhler mit einer Pistole ins Gesicht. Keine Frage, ein gefundenes Fressen für die Yellow Press, die zur Bühne der Sob sisters wird.

Gleichzeitig ist dieser melodramatische Sensationalismus ein journalistisches Sprungbrett: Manche Autorin wagt sich hiernach in investigative Gefilde vor, um mit Undercover-Reportagen Muckraker-Ikonen wie Nellie Bly nachzueifern. Das besondere Gespür für Themen und Menschen, das wachsende Selbstbewusstsein der weiblichen Zunft, das von der Männerwelt als Aufmüpfigkeit empfunden wird, sowie ganz allgemein die Reize einer Frau verschmelzen zum filmischen Idealbild der Sob sisters, die in den 1910er-Jahren den Stummfilm erobern.

Der Zeitungsfilm wird zur Plattform für Heldinnen

Ein früher Auftritt findet sich in The Reform Candidate von 1911. In dem Kurzfilm verhindert eine junge Reporterin die Bestechung des Bürgermeisters durch einen Eisenbahnmagnaten. Ein anderes Beispiel ist The Conflict’s End (1912), dort hebt eine junge Schreiberin einen Schmugglerring aus.

Dass Journalistinnen in den Folgejahren immer wieder den Tag retten, lässt sich etwa in Larry Langmans Filmkatalog The Media in the Movies nachschlagen. Dessen Übersicht weist eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Stummfilme aus. 1920, hält Joe Saltzman, Direktor des Projekts The Image of the Journalist in Popular Culture, fest, ist das Genre des Zeitungsfilms als Plattform für weibliche Hauptrollen etabliert. Und das in einer Zeit, in der Frauenfiguren in anderen Genres nicht mehr als Objekte der Begierde oder Story-Auslöserinnen sind.

Selbst ist die Frau: Nachdem die Reporterin keine Unterstützung von ihrer Redaktion erhält, legt sie selbst Hand an. Ein typischer Charakterzug einer Sob Sister.
Selbst ist die Frau: Nachdem die namenlose Reporterin (Marion Leonard) in “The Conflict’s End” keine Unterstützung von ihrer Redaktion erhält, legt sie selbst Hand an. Ein typischer Charakterzug der in der Frühphase des Kinos beliebten Sob Sisters.

Eine verloren gegangene Selbstverständlichkeit

Die Sob sisters sind mehr als nur Eye Candy: Sie sind nicht nur jung und schön, sondern auch pfiffig, unabhängig und erfolgreich. Ihren Mangel an Erfahrung gleichen sie mit einem gesteigerten Idealismus aus, der sie anspornt, den nächsten Scoop zu landen, ihren Verlegern die Stirn zu bieten und der männlichen Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Dass ihnen das gelingt, liegt auch darin begründet, dass sie dort hinschauen, wo Männer ein Auge zudrücken – sei es aus Faulheit, Mutlosigkeit oder Befangenheit. Dabei ist ihnen kein Eisen zu heiß: Die Sob sisters legen Heerscharen von Gangstern das Handwerk (wobei der Journalismus – bis heute typisch Film – mit kriminalistischer Arbeit gleichgesetzt wird).

Die „Überlegenheit“ dieser Reporterinnen mag ein Wink an die Herren der Schöpfung sein, in den verkrusteten Redaktionsstuben und darüber hinaus. Gleichwohl wirkt die Darstellung der Sob sisters unverkrampft. Betrachtet man diese alten Filme, fühlt es sich herrlich frisch und doch normal an, Journalistinnen in der Heldenrolle triumphieren zu sehen. Diesen Stummfilm-Abenteuern wohnt eine Selbstverständlichkeit inne, die in über 100 Jahren Kinogeschichte verloren geht.

Journalistinnen bleiben bis in die 1940er-Jahre präsent

Zwar bleiben Leinwand-Journalistinnen bis in die 1940er-Jahre präsent. Was auch am Zweiten Weltkrieg liegt: In Abwesenheit der Männer übernehmen Frauen (nicht nur) in den Redaktionen die Vertretung. Allerdings macht sich in den 1920er- und 1930er-Jahren ein Wandel bemerkbar: Prohibition, Mobster-Jahre, Wirtschaftskrise – die Sichtweise auf die Welt wird zynischer, und das spiegelt sich in den Zeitungsfilmen wider, die von Korruption, Mord und anderen Kapitalverbrechen erzählen; auch die dunkle Seite des (Tabloid-)Journalismus wird häufiger thematisiert. Der Ton wird rauer, und der Journalistenfilm männlicher.

Eine interessante Erscheinung in dieser Hinsicht ist Torchy Blane, die von 1937 bis 1939 in neun Kinofilmen ermittelt. Die unerschrockene Reporterin ist – neben Brenda Starr, die ab den 1940er-Jahren in Zeitungscomics investigiert – für die USA das, was später Karla Kolumna in unseren Breitengraden sein wird: ein fiktives Vorbild für angehende Journalistinnen. Auch, weil es kaum vergleichbare Figuren zu dieser Zeit gibt. Torchy Blane ist eine Frau, die sowohl maskuline Wesens- als auch Hosenanzüge trägt. Sie nimmt sich, was sie will und wirkt in ihrem kompromisslosen Auftreten fast schon männlicher als die Männer, die sie umgeben.

eltene Spezies auf der Pressetribüne: Damen verirren sich in der Welt von Die Frau, von der man spricht nur selten in Baseball-Stadien. Der Sportreporter Sam Craig (Spencer Tracy) versucht der High Society-Korrespondentin Tess Harding (Katharine Hepburn) die Faszination des Spiels zu erlären.
In “Die Frau, von der man spricht” versucht der Sportreporter Sam Craig (Spencer Tracy) die High Society-Korrespondentin Tess Harding (Katharine Hepburn) von der Notwendigkeit des Baseball-Sports zu überzeugen. Der Film trägt den Battle of the Sexes vor redaktionellem Hintergrund aus.

Battle of the Sexes drängt die Reporterinnen zurück

Die Figur der Torchy Blane ist eine Ausnahmeerscheinung und doch ein Kind ihrer Zeit: Spätestens mit der Einführung des Tonfilms tritt der Kampf zwischen den Geschlechtern immer offener zutage. Speziell das Genre der Screwball-Komödie, das ebenfalls gewisse Überschneidungen zum Zeitungsfilm aufweist, lebt von den wortreichen Frotzeleien zwischen Mann und Frau.

Prominenteste Vertreter sind Sein Mädchen für besondere Fälle (His Girl Friday, 1940) und Die Frau, von der Mann spricht (Woman of the Year, 1942). In Letzterem prallen nicht nur Geschlechter, sondern auch Ressorts aufeinander: Er, Sam Craig (gespielt von Spencer Tracy) ist ein hemdsärmeliger Sportreporter; sie, Tess Harding, (Katharine Hepburn), eine mondäne Journalistin, die auf dem internationalen Parkett brilliert. Was lange so wirkt, als hätten wir es mit einem fortschrittlichen, ermutigenden Frauenbild zu tun, mündet in einer aus heutiger Sicht perfiden Auflösung: Nach gehörigem Druck von außen tauscht eine zermürbte Tess Harding Job und Unabhängigkeit gegen ein Dasein als Hausmütterchen ein.

Zwei Jahrzehnte in der Versenkung

Woher der Wind weht, ist klar: Hollywood und seine mächtigen Studiobosse restaurieren die traditionellen Rollenbilder. Eine Reporterin zu sein (respektive einem Beruf nachzugehen) heißt in diesem Kontext, auf die Freuden einer Familie zu verzichten, die häuslichen Pflichten zu vernachlässigen und nicht zuletzt dem eigenen Gatten in den Rücken zu fallen. Mit der Aussicht aufs Kriegsende fordern die Männer ihren Platz zurück. Es sind die Frauen, die im wahrsten Sinne des Wortes heimkehren. Diejenigen, die sich nicht verscheuchen lassen, sind irgendwann desillusioniert. In Deadline U.S.A. (Die Maske runter, 1952) etwa gibt es eine ältere Journalistin, die im Angesicht der drohenden Schließung ihrer Zeitung bittere Bilanz zieht: Ihre besten Jahre habe sie dem Blatt geopfert. Und wofür?

Im wertekonservativen Klima der 1950er- und 1960er-Jahre spielen Journalistinnen im US-Kino allerhöchstens eine Nebenrolle, als Stichwortgeberin und/oder Love Interest. Aber auch der Journalismus als Setting rückt in den Hintergrund. Das ändert sich in den 1970er-Jahren, als zwei junge Politreporter die Verstrickungen des US-Präsidenten Richard Nixon in einen Abhörskandal offenlegen. Der Scoop hinter der Watergate-Affäre (ab 1972) steht wie kein anderer für das goldene Zeitalter des investigativen Journalismus, das schon bald aufs Kino übergreift.

Das goldene Zeitalter des investigativen Journalismus

Bereits 1976 erscheint mit All The President’s Men (Die Unbestechlichen) der Film zu Skandal, schlagartig sind Reporter als Heldenfiguren wieder en vogue. Die sind in der Regel männlich. Aber es gibt auch wieder vermehrt Journalistinnen auf der Leinwand zu entdecken – die 1970er-Jahre sind auch ein Jahrzehnt der Emanzipation. Drei Figuren sind besonders erwähnenswert, weil sie als Archetypinnen durchgehen können, die in Folgejahren immer wieder zum Vorschein kommen.

Dabei ist Lois Lane keine gänzlich Unbekannte: Die Frau und Reporterin an der Seite von Superman kennen Fans aus den Comics sowie den Serials , die in den 1940er-/50er-Jahre erschienen. Doch die Realverfilmung von 1978 ist nochmal ein anderes Kaliber. Nämlich einer der teuersten Filme seiner Zeit, der ein Millionenpublikum erreicht. Margot Kidder, die die Figur der Lois Lane noch in drei Fortsetzungen spielt, verhilft der Profession zu globaler Aufmerksamkeit.

Superman tot ? Lois Lane (Margot Kidder) ist ganz und gar nicht mit der redaktionellen Linie der Warfields einverstanden. Sie haut bei der Daily Planet hin.
Margot Kidder spielt in den Superman-Filmen der 1970er- und 1980er-Jahre die Journalistin Lois Lane – und ist damit Vorbild für viele ähnlich gelagerte Reporterinnen-Figuren: engagiert, letztendlich aber dazu da, gerettet zu werden.

Lois Lane als Prototypin der Damsel in Distress

Dabei betonen die Macher des Films, sie hätten sich bei der Figurenzeichnung von der legendären Torchy Blane inspirieren lassen. Das kommt in den Filmen nur zum Teil durch: Sicher ist die Kidder-Lane eine toughe Frau, die jedoch in Anwesenheit des „Blauen Pfadfinders“ weiche Knie bekommt und auch sonst durch einigen journalistischen Unsinn auffällt (wer den Quatsch aufgedröselt wissen möchte, dem sei mein Superman-Special ans Herz gelegt). Und: Im Wesentlichen ist ihre Rolle die der Damsel in Distress. Lois Lane existiert, damit sie von Superman gerettet werden kann.

Immerhin wird die von Margot Kidder gespielte Lois Lane in dieser Rolle zum Vorbild für viele Film- und Comic-Journalistinnen, die ihre Fußspuren in der Popkultur hinterlassen – man denke etwa an April O’Neil, die viele Abenteuer der Turtles erst möglich macht, oder Vicky Vale in Tim Burtons Batman (1989, gespielt von Kim Basinger). Auch aufs Horror-Genre färbt die Popularität der Lois Lane ab. Ob Howling (Das Tier, 1981), The Seduction (1982), The Fly (Die Fliege, 1986) oder Hellraiser III (1992): Immer wieder sind es Journalistinnen, die die Handlung anschieben. Wobei es graduelle Unterschiede gibt, was ihre Eigenständigkeit betrifft – von verletzlich (nicht selten spielen nicht aufgearbeitete Traumata eine Rolle) und auf Rettung angewiesen bis unerschrocken und wehrhaft ist alles dabei. 

Faye Dunaway nimmt die Figur des Girlbosses vorweg

Mehr von Torchy Blane steckt hingegen in einer anderen Figur, die keine Journalistin ist, sich als Medienschaffende allerdings in einem Dunstkreis bewegt. In der Nachrichtensatire Network (1976) spielt Faye Dunaway die TV-Programmchefin Diana Christensen, die sich durch ein gesteigertes Machtstreben und der Fähigkeit zur Manipulation auszeichnet, sprich: durch ein vermeintlich maskulines Mindset. Die Performance von Dunaway, die mit einem Oscar ausgezeichnet wird, bleibt hängen – sie wird zur Blaupause für die Figur der skrupellosen Medienmacherin/Produzentin/Chefredakteurin, die für die Quote bzw. Auflage über Leichen geht. Auch die unschöne „Angewohnheit“ fiktiver Reporterinnen, einen Teil ihrer Arbeit in der Horizontalen anzufertigen, findet hier nicht unmittelbar ihren Ursprung, zumindest jedoch eine Anknüpfung. Denn Christensen ist eine Verführerin, die die Nähe zu den Entscheidern sucht und Bündnisse über sexuelle Beziehungen schmiedet.

Die Crux: So unmoralisch sie in Network auch agiert, zur Entstehungszeit des Films wird die Figur der Diana Christensen durchaus als progressiv bzw. emanzipatorisch verstanden. Eine Frau in Führungsposition, die im Konzert der Männer den Ton angibt, wie häufig gibt es das zu sehen? Nach Network gehört die Figur des Girlbosses jedenfalls zum Kanon wiederkehrender Charaktere. Eine ihrer wohl bekanntesten Ausprägungen findet sich in Person der Miranda Priestly in Der Teufel trägt Prada.

Auf PR-Streichzug durchs AKW. Kameramann und Aktivist Richard Adams (Michael Douglas, 2. v. r.) bekommt Schnappatmung.
Doppelte Emanzipation: Jane Fonda spielt in Das China-Syndrom gegen ihr Image als Sex-Symbol an – und in dem Film eine belächelte Schönwetter-Reporterin, die sich mit der Atom-Lobby anlegt.

Emanzipation mit Jane Fonda in Das China-Syndrom

Emanzipation ist ein zentrales Motiv eines weiteren Klassikers dieser Zeit: In Das China-Syndrom spielt Jane Fonda gegen ihr Image als Sex-Symbol an – und in diesem Zuge eine telegene Reporterin, die ihr Publikum eigentlich nur mit weichen News sedieren soll, dann aber Zeugin einer Beinahe-Katastrophe in einem Atomkraftwerk wird. Der Film, der durch seinen prophetischen Erscheinungstermin Berühmtheit erlangt (wenige Tage nach Kinostart kommt es zu einem Reaktorunfall in dem Kernkraftwerk Three Miles Island), greift die Tradition der Sob sisters auf und transportiert sie in die Neuzeit. Die schöne Reporterin, die von allen in der Redaktion unterschätzt wird, ist bis heute ein gängiges Motiv.

Dagegen bedeutet das folgende Jahrzehnt einen erneuten Rückschritt: Im Krisenkino der 1980er-Jahre, das in der Tradition des New Hollywood steht, sind kernige Typen gefragt. Kriegsreporterinnen kommen, wenn überhaupt, nur als Liebschaften vor – so spielt Joanna Cassidy in Under Fire die Freundin von Nick Nolte. 

Nachhaltig in Erinnerung bleibt Sally Fields als Die Sensationsreporterin (OT: Abscence of Malice), indem sie den ehrbaren Paul Newman in Verruf bringt. Zwar wird in dem Film auch deutlich, dass sie nur ein Rädchen in einem, in erster Linie von Männern geschmierten, Getriebe ist. Was jedoch beim Zuschauer hängenbleibt, sind die konkreten Verfehlungen der titelgebenden Reporterin, die sogar Menschenleben fordern. Und die, wie kann es anders sein, mit Paul Newman in der Kiste landet. Ein guter Film, der die Kehrseite der Watergate-Enthüllungen, die Gier nach immer neuen Skandalen, beleuchtet. Gleichzeitig ein Bärendienst für die Darstellung von Journalistinnen im Film.

Viele Abziehbilder in den 1980er- und 1990er Jahren

Womit wir allmählich in der Gegenwart ankommen – nachdem die 90er-Jahre dadurch auffallen, dass sie nicht wirklich auffallen, was weibliche Performances in dem Genre betrifft. Das, was das Kino anbietet, findet Anschluss an die drei genannten Archetypinnen. Rückblickend lohnt der Blick auf die Figur der Reporterin Gale Wheaters (Courteney Cox), die in Scream (1996) ihren ersten Auftritt hat und der inzwischen sechsteiligen Film-Serie ihren Stempel aufdrückt. 1999 erscheint außerdem Never been kissed (Ungeküsst). Der Film mit „Jung-Journalistin“ Drew Barrymore in der Hauptrolle tritt eine Welle romantischer Komödien los, in denen Reporterinnen der großen Liebe nachspüren (Bridget Jones, 30 über Nacht). Parallel läuft im TV Sex and the City, die Serie dreht sich um die ernsten und weniger ernsten Beziehungen der Kolumnistin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) und ihrer New Yorker Freundinnen.

Da echte Vorbilder und gut geschriebene Rollen rar sind, fallen die schwarzen Schafe und die miesen Abziehbilder umso mehr auf. Einzelnen Charakterisierungen möchte ich an dieser Stelle gar nicht mehr Raum als nötig geben – den Befund fassten die Autorinnen Samira El Ouassil und Theresa Hein vor einiger Zeit sehr anschaulich zusammen. Für Exemplarisches aus eigenem Hause verweise ich – auch wenn ich dort abseits des eigentlichen Beuteschemas ausnahmsweise eine Serie bespreche – den Text zu House of Cards. Und nicht zuletzt nochmals auf die Podcast-Analyse mit Dobrila Kontić.

Loretta McLaughlin (Keira Knightley) hat genug vom Life Style-Ressort. Denn es gibt gewiss wichtigere Themen ...
In jüngster Vergangenheit wird das Genre-Kino zum Thema Journalismus zunehmend weiblicher. So spielt Keira Knightley in “The Boston Strangler” die Reporterin Loretta McLaughlin. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.

Immer mehr Journalistinnenfilme in der Gegenwart 

In besagter Episode formulieren wir auch einige Gedanken zur aktuellen Entwicklung des Journalistinnen-Bildes. Nur so viel: Kino, Streaming & Co. werden weiblicher, und das gilt auch für das Genre an sich. Angefangen bei Biopics wie Die Journalistin oder A Mighty Heart, die schon zu Beginn der 2000er-Jahre echte Reporterinnen porträtieren, über Der Moment der Wahrheit oder A Private War bis hin zu Post-MeToo-Filmen wie Bombshell, The Boston Strangler oder She Said – der Fundus dezidierter Journalistinnenfilme wächst an. Und bildet damit ein längst überfälliges Gegengewicht zu den Plattitüden der vergangenen Jahre. 

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