Die Polizei, dein Freund und PR-Profi: In Breaking News ringen Gesetzeshüter und Kriminelle um die Macht der Bilder.
Die Polizei, dein Freund und PR-Profi: In Breaking News ringen Gesetzeshüter und Kriminelle um die Macht der Bilder.
Text: Patrick Torma. Bildmaterial: Kinowelt.
Breaking News beginnt beeindruckend: mit der Plansequenz eines Shootouts in den Hochhausschluchten Hongkongs. Cops gegen Bankräuber. In das Getümmel mischen sich schon bald die Medien. Die Kameras bilden eine omnipräsente Nachhut, sie gehören dazu und sind stets zur Stelle, wenn sich die blutrünstigen Bilder ergeben.
So auch bei der Hinrichtung eines Beamten, der noch versuchte, sich zu ergeben, aber erbarmungslos von einem der Gangster niedergeschossen wird. Mit der Ausstrahlung steht die Polizei ziemlich hilflos da. Dabei hat der Einsatz gerade erst begonnen, sich zu verkomplizieren. Die Räuber verbarrikadieren sich in einem Wohngebäude und nehmen einen Vater und seine zwei kleinen Kinder als Geiseln.
Stopp oder meine Einsatzleitung filmt!
In der Einsatzleitung reagiert man auf diese Eskalation angemessen trotzig. „Die Medien haben uns ins Visier genommen, jetzt drehen wir den Spieß um“, kündigt eine der Verantwortlichen an. Prompt wird das Sonderkommando mit Körperkameras ausgestattet und ein Regisseur engagiert, der die besten Bilder orchestriert und mit reißerischer Musik untermalt. Ziel ist es, den Menschen da draußen ein Programm zu bieten, „das jeden Action-Film vergessen lässt.“
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei funktioniert. Die Polizei ist längst ihr eigenes Medium. Aufklärungsarbeit für die Bürgerinnen und Bürger, Mitteilungen für die Presse. Und klar, natürlich geht’s ihr auch ums eigene Image. Man denke an die vielen Reality-TV-Formate, die immer wieder, mal mehr, mal weniger authentisch Polizeiarbeit begleiten (siehe auch: Showtime). Breaking News setzt auf dieses Spannungsfeld auf und lässt Gesetzeshüter und Verbrecher um die Hoheit über die Bilder rangeln. Allerdings ohne sich übermäßig den Kopf zu zerbrechen.
Ein Mediales Katz-und-Maus-Spiel
Auch Geiselgangster halten sich über die Nachrichten auf dem Laufenden (vielleicht die wichtigste Beobachtung am Rande, wenn man bedenkt, welche Rolle Medien in der Berichterstattung von Akut-Meldungen spielen – siehe auch Gladbeck). Dadurch erfahren sie, dass die Polizei die Lage schönfärbt. Den vermeintlich erfolgreichen Zugriff der Sondereinheit widerlegen sie mit eigenen Handy-Aufnahmen, die sich zurückziehende Beamte zeigen. Außerdem inszenieren sie sich als fürsorgliche Geiselnehmer, die ihre Geiseln kulinarisch verwöhnen. Die Polizei kontert mit Interviews der Hinterbliebenen – und Gratis-Mahlzeiten für die anwesende Presse.
Diese medial ausgetragenen Scharmützel sind amüsant anzusehen, allerdings auch reichlich folgenlos. Aktion und Reaktion verhallen in einem Vakuum, weder haben die PR-Offensiven beider Seiten einen Einfluss auf die öffentliche Meinung, noch beeinflusst die Live-Berichterstattung den Ausgang des Einsatzes. Mehr als ein bisschen Medienschelte bietet der Film nicht. Im Kern ist und bleibt Breaking News ein Hongkong-Actioner. Lasst euch vom Klappentext nicht anderes sagen.
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