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Druckerschwärze auf Celluloid: 10 fiktive Zeitungen im Film

Zeitungssterben hin oder her: Im Kino ist Print noch nicht tot. Die Popkultur hat einige ruhmreiche Blätter zu Tage gefördert.                     

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Die Leiden des Charles F. Kane: Citizen Kane (1941)
Fundgrube Filmplakate: Poster-Journalisten, Part I

Zeitungssterben hin oder her: Im Kino ist Print noch nicht tot. Die Popkultur hat einige ruhmreiche Blätter zu Tage gefördert.                                                                 

Wie heißt es so schön? Papier ist geduldig. Insbesondere, wenn es auf Celluloid gebannt wurde. Hier sind zehn fiktive Zeitungen, die Filmgeschichte schrieben.

Text: Patrick Torma.

New York Daily Inquirer aus Citizen Kane

Der Beginn von Charles Foster Kanes' Yellow Press-Emperium - der New York Daily Inquirer. Bildmaterial: DVD von Arthaus.

Der Beginn von Charles Foster Kanes’ Yellow Press-Emperium – der New York Daily Inquirer. Der Zeitungsmagnat endet als Schlagzeile in seinem eigenen Blatt. Bildmaterial: DVD von Arthaus.

From the West Coast to the East Coast: Aus dem echten San Francisco Examiner  wird der fiktive New York Daily Inquirer. So heißt nämlich die erste Zeitung, die der spätere Medienmogul Charles Foster Kane in Citizen Kane an sich reißt. Kane verwandelt das seriöse Blatt mit Hilfe von überzogenen Schlagzeilen und Sensationsberichten in eine Yellow Press-Postille – und erreicht damit Weltruhm. Keine Frage: Der New York Daily Inquirer ist Filmgeschichte.

Die Figur des Charles Foster Kane basiert zu großen Teilen auf der Biographie William Randolph Hearst. Der Zeitungsverleger gilt als Begründer des Boulevardjournalismus. Der eingangs erwähnte San Francisco Examiner war der erste Schritt seines Aufstieges zum größten Medienmagnaten seiner Zeit.

Lesetipp: Die Leiden des Charles F. Kane – Citizen Kane ist unbestritten ein Film für die Ewigkeit. Aber wie sieht es mit seiner Bedeutung für das Genre der Journalistenfilme aus? Wir schauen genauer hin.

The Daily Planet aus Superman

Hiobsbotschaften. Nichts als Hiobsbotschaften im Daily Planet. Bildmaterial: Warner.

Hiobsbotschaften. Nichts als Hiobsbotschaften im Daily Planet. Bildmaterial: Warner.

Superhelden und Journalisten – nirgendwo liegen diese beiden “Professionen” näher zusammen, als in DCs Superman. Das macht den Daily Planet zu einer der bekanntesten Zeitungen im Film. Doch selbst fiktive Traditionsblätter sind nicht vor Krisen gefeit. In Zack Synders Batman v Superman ist der Daily Planet nicht mehr als ein zahnloser Papiertiger, macht- und planlos zugleich. Chefredakteur Perry White (Laurence Fishburne) zetert: “Niemand liest mehr Zeitung.” Und tut doch herzlich wenig dafür, seine Publikation aufzuwerten. Mal sehen, wann das Zeitungssterben die Popkultur erreicht.

Hörtipp: Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist ein Journalist! Wirklich? Mit Burkhard Asmuth (ComicStation) spreche ich im Podcast über die Reporter-Qualitäten des All American Heros.

The Dialy Bugle aus Spider-Man

Was ist das? Ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist Superman. Ach nee, Moment, falsches Universum. Bildmaterial: Sony.

Was ist das? Ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist Superman. Ach nee, Moment, falsches Universum. Bildmaterial: Sony.

Das Marvel-Gegenstück zum DC-Daily Planet. Der Daily Bugle ist nicht nur der Brötchengeber von Peter Parker alias Spider-Man, der sich als Fotojournalist verdingt – er taucht auch in anderen Geschichten des Marvel-Universums (Avengers, X-Men) auf. Der Daily Bugle ist für seine Anti-Superhelden-Haltung berüchtigt. Erstmals im Film zu sehen war das Revolverblatt in Sam Raimis Neuauflage von 2002 –  mit einem grandiosen J.K. Simmons in der Rolle des cholerischen Chefredakteurs Jonah Jameson!

Hill Valley Telegraph aus Zurück in die Zukunft

Papier ist geduldig? Nicht beim Hill Valley Teelgraph. Hier passen sich die Headlines den jeweiligen Zeitlinien an! Bildmaterial: Universal Pictures.

Papier ist geduldig? Im Hill Valley Telegraph passen sich die Headlines den jeweiligen Zeitlinien an! Bildmaterial: Universal Pictures.

Die Zurück in die Zukunft-Reihe steckt voller erinnerungswürdiger Requisiten. Man denke nur an das Hoverboard, den Sports Almanach und natürlich den zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean. Nicht minder prominent ist der Hill Valley Telegraph. Das Lokalblatt hält Marty und Doc Brown die aktuellen Veränderungen im Raum-Zeit-Kontinuum vor Augen. Biff ist 1985 Bürgermeister von Hill Valey? Doc Brown wird 1885 in einem Streit um 80 Dollar erschossen? Der Hill Valley Telegraph weiß es zuerst! Ein analoger Newsfeed für Zeitreisende.

Lesetipp: Eine umfangreiche Geschichte des Hill Valley Telegraph gibt es bei Newspapers in Fiction. Der Blog wird leider nicht (mehr?) gepflegt, bietet aber ein paar schöne Lesestücke zum Thema Zeitungen im Film.

The National Tattler aus Roter Drache

Der Inspektor und der Schmierfink: Will Graham macht ausnahmsweise gemeinsame Sache mit Klatschreporter Freddy Lounds.Bildmaterial: Universal Pictures/MGM.

Der Inspektor und der Schmierfink: Will Graham macht ausnahmsweise gemeinsame Sache mit Klatschreporter Freddy Lounds.Bildmaterial: Universal Pictures/MGM.

Kommen wir zu einem absoluten Schundblatt unter den fiktiven Zeitungen. Der National Tattler ist Tabloid-Journalismus allererster Kajüte. Allein die Headline im obigen Bild bricht Bände. In der Verfilmung von Thomas Harris’ Roman von 2002 nimmt die Zeitung dennoch eine zentrale Rolle ein. Der Tattler ist nämlich die Lieblingslektüre des selbsternannten Roten Drachen Francis Dollarhyde. Das FBI – und Hannibal Lector – nutzen das Blatt, um den Serienmörder aus der Reserve zu locken. Was dem geltungssüchtigen Klatsch- & Crime-Reporter Freddy Lounds zum Verhängnis wird – und ihn wiederum zu einer tragischen Figur macht.

Lesetipps: Eine ausführliche “Würdigung” meinerseits gibt es in dem Artikel “Schmierfink wider Willen?” Die Zeitung als kommunikatives Bindeglied zwischen Killer und Ermittler, das ist auch ein zentrales Thema in Zodiac. Der Film beruht auf wahren Ereignissen.

Mars Today aus Total Recall

Wissen, was auf dem roten Planet abgeht? Mars Today lesen - dabei gewesen! Bildmaterial: TriStar Pictures.

Wissen, was auf dem roten Planet abgeht? Mars Today lesen – dabei gewesen! Bildmaterial: TriStar Pictures.

Die hier ist ein Hybrid aus Realität und Fiktion. Die Mars Today aus Total Recall ist eine Ablegerin der real existierenden USA Today – ein Blatt, das einen Ruf als Reisezeitung genießt, weil sie in einer abgespeckten Version gratis an Flughäfen und Bahnhöfen verteilt wird. Die Mars Today spielt in Paul Verhoevens Science-Fiction-Klassiker mit Arnold Schwarzenegger keine wichtige Rolle. Es gibt nicht mal eine komplette Ausgabe zu sehen. Nur das Logo. Die Mars Today ist vielmehr ein Easter Egg, ein cleveres Detail in einem ohnehin cleveren Film.

USA Today aus Minority Report

Wie funktioniert das? Ist das biologisch abbaubar? Fragen über Fragen: Die Hightech-Zeitung in Minority-Report! 20th Century Fox/GIF gefunden bei www.newspapersinfiction.wordpress.com

Wie funktioniert das? Ist das biologisch abbaubar? Fragen über Fragen: Die Hightech-Zeitung in Minority-Report! 20th Century Fox/GIF gefunden bei www.newspapersinfiction.wordpress.com

Auch hier verschwimmen die Grenzen. Die USA Today gibt es, aber (noch) nicht in dieser Ausführung. Aus der Kategorie: “Wie sieht die Zeitung der Zukunft aus?”. In Minority Report von Steven Spielberg ist die Zeitung noch nicht aus dem Bild des öffentlichen Nahverkehrs verschwunden, sondern noch immer ein beliebter Zeitvertreib auf Reisen. Das liegt offensichtlich daran, dass sich die Zeitung dem modernen Medienkonsum angepasst hat. Weniger starre Headlines, mehr Bewegtbild, Aktualisierungen in Echtzeit. Heutige Nachrichten-Apps gehen in diese Richtung. Was allerdings bemerkenswert ist: Während diese Angebote für mobile Endgeräte aufbereitet werden, behält die USA Today im Jahre 2054 ihre (äußerliche) Papierform bei. Das ist die Hoffnung, auf die sich viele Zeitungsmacher stützen – dass Menschen nicht auf die Haptik einer Zeitung verzichten möchten. So lange es nicht der einzige Hoffnungsschimmer ist…

The Daily Prophet aus Harry Potter

Extrablatt, Extrablatt! Der Gefangene von Askaban ist ausbegrochen. Bildmaterial: Sony.

Extrablatt, Extrablatt für Harry Potter! Der Gefangene von Askaban ist ausgebrochen. Bildmaterial: Sony.

Funktioniert ähnlich wie die USA Today in Minority Report. Allerdings ohne fancy Technik. Sondern auf Basis purer Magie. Der Daily Prophet ist die meistgelesene Zeitung in Großbritanniens Zauber-Community. Bewegtbilder sind eben unschlagbar. Das Problem: Die Macher sind weniger an ernsthaftem Journalismus interessiert. Im Fokus stehen primär wirtschaftliche Interessen. “The Prophet exists to sell itself”, heißt es von dem Blatt. Entsprechende Publikationen soll es es auch in der Muggle-Welt geben, besagt die Legende.

Trans-Alpine Yodel aus Grand Hotel Budapest

In Grand Hotel Budapest ist die Printwelt noch in Ordnung. Bildmaterial: Fox Serachlight Pictures.

In Grand Budapest Hotel ist die Printwelt noch in Ordnung. Bildmaterial: Fox Serachlight Pictures.

In Grand Budapest Hotel ist die Printwelt noch ursprünglich. Was natürlich an der Tatsache liegt, das der Film zeitlich zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Große Überschriften und Textwüsten, sparsam aufgelockert von kleinen Einklinkern in Passfotoformat, erfreuen den Puristen. Die spröde Aufmachung zeugt allerdings nicht von Einfallslosigkeit. Ganz im Gegenteil:  Die Filme von Wes Anderson (Darjeeling Limited, Moonrise Kingdom) sind bekanntlich bis ins letzte Detail durchkomponiert.  Das gilt eben auch für das Printbeiwerk.

Eines ist sicher: Lore Ipsum-Blindtexte kommen bei Anderson nicht ins Blatt. Schon in Der fantastische Mr. Fox waren die Zeitungen mit Exzerpten aus der literarischen Vorlage gefüllt, in Grand Budapest Hotel ist Zubrowkas beliebteste Lokalausgabe mit thematisch passenden Wiki-Artikel und der Story folgenden Wetterberichten bestückt. Ach ja, und der Name der Zeitung ist unschlagbar: Trans-Alpine Yodel. Düdeldidü!

Die meist gelesene Zeitung im Film

"Was gibts Neues?" - "Ewig die gleichen Meldungen!" Diese Zeitung schert sich nicht um Neuigkeitswerte. Bildmaterial: Paramount.

“Was gibts Neues?” – “Ewig die gleichen Meldungen!” Diese Zeitung schert sich nicht um Neuigkeitswerte. Bildmaterial: Paramount.

Mit der Zeitung von heute wird der Fisch von morgen eingerollt, heißt es so schön. Dieses Presseerzeugnis jedoch trotzt dieser Binsenweisheit. Seit Jahrzehnten schon wird es gelesen, ohne dass sich Abnutzungserscheinungen auftun. Nicht mal die Inhalte wechseln. Die meist gelesene Zeitung im Film ist nämlich eine Dummy-Zeitung, die immer dann aus der Requisitenkammer gekramt wird, wenn das gedruckte Papier hauptsächlich der Zierde dient. In zahlreichen Filmen (No Country For Old Men etwa, siehe Bild oben) und vor allem Serien (Eine schrecklich nette Familie, Desperate Housewives, Mad Men uvm.) kann man sie entdecken.

Warum die Film- und Serienausstatter immer wieder auf die gleiche Requisite zurückgreifen? Erstens sind die Rechte an den Bildern in dieser Ausgabe geklärt. Das heißt, die Verantwortlichen müssen sich keine Gedanken über mögliche Urheberrechtsverstöße oder andere juristische Fallstricke machen, wenn die Zeitung groß in die Kamera gehalten wird. Und zweitens sind die Inhalte zeitlos: Eine Meldung wie “UN debates Mideast Crisis. Hopes fpr early solution” ist ein nachrichtentechnischer Evergreen (oder zynischer Running Gag, je nach Sichtweise), der keinem bestimmten Jahr(zehnt) zuzuordnen ist. Es sei denn, der Nahostkonflikt kommt tatsächlich irgendwann einmal zu einer Lösung. Dann hätte diese Zeitung ausgedient. Was in diesem Fall definitiv zu verschmerzen wäre.

Lesetipp: Eine ausführliche Geschichte dieser  Zeitungsrequisite gibt es auf der Filmseite Reel Rundown.


Welche Zeitungen im Film fallen Euch ein?

Natürlich ist diese Aufzählung nicht komplett.  Eine lange Liste mit fiktiven Printerzeugnissen hält Wikipedia bereit. Doch manche Zeitungen bleiben stärker hängen als andere. Welche Zeitungen im Film sind Euch in Erinnerung geblieben? 

COMMENTS

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    Aus dem Film »Lifeboat« von Hitchcock:
    http://the.hitchcock.zone/wiki/The_Reduco_Corporation

    Über Hitchcocks legendäre Cameo-Auftritte: François Truffaut berichtet in seinem Buch »Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?« dass Hitchcock schon bald dazu überging, seinen obligaten Cameo-Auftritt gleich am Anfang jedes Films zu absolvieren – weil das Publikum sonst nur mit Spannung drauf gewartet und sich gar nimmer auf den eigentlichen Film konzentriert hätte. Kopfzerbrechen bereitete ihm die Sache bei dem Film »Lifeboat«, dessen Handlung zur Gänze in einem Rettungsboot mit zehn Schiffbrüchigen mitten im Atlantik spielt. Seine ursprüngliche Idee, als Wasserleiche an dem Boot vorüberzutreiben, verwarf er wieder, weil ihm eine elegantere Lösung einfiel: als Vorher-Nachher-Modell in einem Inserat für Schlank­heitspillen in einer Zeitung, die einer der Schiffbrüchigen zufällig bei sich hat. Hitchcock erzählte Truffaut auch, dass daraufhin zahlreiche Filmzuseher bei seiner Produktionsfirma anriefen um sich zu erkundigen: wo das fabelhafte Schlankheitsmittel denn erhältlich sei?

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    Der Protestantische Posaunenengel, erfunden von Kurt Tucholsky

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